Zeuke & Wegwerth und der TEENeue Fahrzeugmodelle wurden 1967 nicht vorgestellt, was einerseits verständlich war angesichts der Investitionen in das neue Gleissystem, was aber andererseits sicherlich bei einigen Händlern zu Unsicherheiten führte. Was war denn bei ROKAL los?? Diese Frage geisterte unter den Fachbesuchern der Messe herum. Da für das Jahr 1967 keine Neuheiten aus der eigenen Fertigung kamen (letztlich fehlten hierzu die dringend notwendigen finanziellen Mittel), wurden Überlegungen angestellt, die darauf ausliefen mit der in der damaligen DDR ansässigen Fa. Zeuke & Wegwerth (Ostberlin) Gespräche zu führen, um einige Güterwagen ohne Radsätze und Kupplungen zu erwerben. Erste Kontakte wurden auf der Messe in Nürnberg im Frühjahr 1967 geknüpft. Von einer Kooperation oder gar Koproduktion war von beiden Seiten keine Rede. Schließlich fuhren Hans Rameckers und Heinz Thieme im April 1968 nach Ostberlin. Ein paar ansprechende Modelle wurden ausgesucht (Silowagen, Klappdeckelwagen, Weinfasswagen, Großraumgüterwagen, Großraumkühlwagen sowie ein Personenzug-Gepäckwagen und ein Personenwagen), über Preise und Lieferung wurde man sich schnell einig. Über eine weiterführende Geschäftsverbindung wurde nicht gesprochen. Eine besondere Erwähnung im Katalog war nicht erforderlich. ROKAL bekam das rollende Material und die Gegenseite erhielt Devisen. Die Verhandlungen mit Besichtung des Werkes dauerten etwa vier Stunden und verliefen in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Dann kam das Jahr 1968 - eigentlich hätte man meinen müssen, dass die Modellbahnindustrie durch die Mehrwertsteuer geschaffenen noch etwas unsicheren Wirtschaftsverhältnisse allgemein etwas kürzer treten würde und dafür etwas mehr Wert auf einige gute Neuheiten legen würde. Genau das Gegenteil war der Fall: das Neuheitenangebot bei der Nürnberger Messe war übergroß und zeugte eigentlich von einem sehr starken Optimismus. Schließlich hatten seit der letzten Messe im Frühjahr 1967 einige Betriebe die konjunkturelle Talfahrt nicht überstanden oder die schlechteren wirtschaftlichen Verhältnisse wirkten sich letztlich als "Todesstoss" aus. Heute erscheint es wie ein "Aufbäumen" seitens der ROKALer. Der Folgekatalog 20/D kam mit einer beachtlichen Anzahl von Neuheiten heraus. Dass dieser Katalog der letzte ROKAL-Katalog sein würde, daran hat sicher damals kein ROKAL-Freund gedacht. Jedes Jahr kamen neue TT-Modelle heraus und dokumentierten damit nach außen eine stetige Aufwärtsentwicklung. Nur interne Kenner wussten über die Schwierigkeiten im Betrieb der Firma ROKAL. Und noch eins erstaunte die Fachleute: Von den früheren Schnellzugwagenmodellen, wie LS-Wagen, TOUROPA-Wagen, Eilzugwagen usw. war im Katalog 20/D nichts mehr zu sehen. Diese waren aus dem Lieferangebot gestrichen worden. In einer Ankündigungsanzeige ist zu u.a. zu lesen: Die TT-Spur misst genau 12 mm. Das ist genau die Spurweite, die bei einem Minimum an Raumanspruch ein Maximum an Vorbildtreue gestattet. Vergleicht man dann die Modell der 9-mm-N-Spur, konnte der Modellbahner schon ins Grübeln kommen. |
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Letztlich hatten sich auch die Zubehörfirmen wie Faller, Noch, Busch oder Kibri hervorragend auf die Spur N eingestellt und das Angebot war jetzt bereits größer als für die TT-Spur. Für die TT-Freunde war es dennoch toll - schließlich hatten Sie nun ab Frühjahr 1968 - dank ROKAL - eine E 03 nebst den bekannten zweifarbigen TEE-Wagen (allerdings ohne Aussichtswagen). Das Wagenuntergestell und die Drehgestell-Blenden waren fein detailliert und die Beschriftung war sauber. Die LüP (Länge über Puffer) betrug zwar "nur" 17,3 cm und erreichte also - trotz der 27,5 m-Vorbilder - noch nicht einmal die Länge der 1966 erschienenen Modelle der 26,4 m D-Zugwagen.
Die E 03 war dagegen so gut wie maßstäblich lang, jedoch ein wenig zu hoch (was wohl auf den ROKAL-Einheitsmotor zurückzuführen war). Ansonsten war die Lok sehr ansprechend und detailliert ausgeführt. Fachleute bemängelten die Schlitze zwischen Gehäuse und ausschwenkender Pufferbohle und der seitlich an der Dachunterkante herausragende Umschalthebel für Unter- oder Oberleitungsbetrieb, was man als antiquiert bezeichnete. Das gleiche meinte man von den schwarzen Schrauben zur Bleigewichtsbefestigung in den roten Seitenwänden des Modells, die mit etwas gutem Willen wohl auch vermeidbar gewesen wären (oder wenigstens rot überspritzt werden sollen).
Ebenfalls 17,3 cm lang und aufgrund des kürzeren Vorbildes also wesentlich maßstäblicher ist die Nachbildung des Schweizer Leichtbauwagens der Serie A 4, die in Ausführung und Farbgebung sehr ansprechend war und der ebenfalls auf der Messe vorgestellt wurde.
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Trotz anders lautender Gerüchte war ROKAL doch auf der 1969er Nürnberger Messe vertreten. (übrigens war auf dieser Messe erstmals die Firma RÖWA, Unterensingen mit H0-Fahrzeugen vertreten) und hatte ihren Messestand in der Nähe des ROKAL-Messestandes (sind hier vielleicht die ersten Verkaufskontakte zustande gekommen?) Jetzt wurden die Fahrzeuge vorgestellt, die von ROKAL bereits im Jahre 1968 von der Fa. Zeuke & Wegwerth, Ost-Berlin gekauft wurden und mit ROKAL-Kupplungen und Radsätzen versehen waren:
Alle Wagen waren sehr gut detailliert und man konnte der Fa. Zeuke & Wegwerth nur ein Kompliment machen. Das ebenfalls von Zeuke übernommene Brückensortiment (Bogenträgerbrücke für gerades Gleis, Blechträgerbrücke für gerades Gleis, Blechträgerbrücke für gebogenes Gleis, Kastenbrücke, Brückenpfeiler) war jedoch bis auf die graue Kastenbrücke nur als Bausatz zu erhalten. Trotz dieser "Anfangserfolge" wurde diese Zusammenarbeit vom Generaldirektor des Kombinats Spielwaren der DDR beendet. Da die recht maßstäblichen Zeuke Modelle nicht so recht zur ROKAL-Modellbahn passten, wäre dieser Zusammenarbeit sicherlich ohnehin keine lange Dauer beschieden gewesen. Bei der XXI. Internationalen Spielwaren-Fachmesse in Nürnberg gab es wohl eine ganze Menge Neuheiten, aber an irgendwelchen "Sensationen" mangelte es; es sei denn, das Verschwinden der ROKAL-Modellbahn von der Messe würde man als Sensation betrachtet haben. Die Fachwelt war der Meinung, dass die ROKAL-Modellbahn nun endgültig von der N-Bahn "besiegt" worden sei, obwohl deren Siegeslauf auf ein normales "Marschtempo" ermäßigt zu sein schien. |
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Nun ja, ROKAL war auf der 1970iger Messe nicht vertreten. Kein Wunder, dass den Gerüchten Tür und Tor offen stand, zumal tatsächlich Verkaufsverhandlungen geführt worden waren. Durch ein Rundschreiben und diversen Anzeigen in Fachzeitschriften informierte ROKAL im Führjahr 1970 inzwischen Presse und Fachhandel, dass die ROKAL-Modellbahn nicht verkauft ist, sondern weiterfährt und weiter ausgeliefert wird! In Anbetracht der Tatsachen wohl eher ein "Verzweiflungsschreiben" nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Sehr geehrter Geschäftsfreund! Bestimmt haben auch Sie davon gehört, daß ROKAL die ROKAL TT verkauft hat, daß die ROKAL TT nicht mehr fährt usw. usw. ………… Dazu möchten wir Stellung nehmen. Richtig ist: Wir haben Verkaufsverhandlungen geführt (darum auch unser Fernbleiben von der Messe). Wir haben diese Verkaufsverhandlungen wieder abgebrochen.
………… Die ROKAL TT fährt weiter, weiter, weiter …. |
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