Die neue D-Zug Wagen Generation

Das Jahr 1966 machte es deutlich: Die Spur N war auf dem Vormarsch und hatte den Marktanteil von ROKAL (2,1 %) deutlich überschritten (5,2 %). Der Wind blies den ROKALern ins Gesicht. Hinzu kam der immer stärker werdende Drang der Jugend zu Autorennbahnen. Das "Rennbahnfiber" grassierte - so war es in verschiedenen Dokumentationen zu lesen. Auch die leidige Diskussion über die Länge der D-Zugwagen ging an ROKAL nicht vorbei. In einer Umfrage, die das Modellbahn-Fachorgan MIBA stellte und an der sich ca. 5.200 Modellbahner beteiligten, war der Wunsch nach möglichst "maßstäblichen" Personenwagen mit 49,2 % sehr hoch. Immerhin noch einmal 38 % stimmte für "etwas verkürzte" (10 %) Wagen. Dem konnte sich ROKAL nicht entziehen und änderte das D-Zug-Wagen-Programm.


Ausschnitt aus der ROKAL-Messeanlage im Jahr 1965

Bereits auf der diesjährigen Messe brachte ROKAL drei neue D-Zugwagen-Modelle heraus, bei denen nicht nur die gegenüber den bisherigen wesentlich verbesserte und verfeinerte Detailgestaltung hervorzuheben war, sondern auch die Tatsache, dass diese Wagen immerhin um 1 ½ cm länger sind als ihre Vorgänger. Damit hatte also auch bei ROKAL der Trend nach weniger verkürzten Wagen eingesetzt, obgleich man angesichts der für TT-Bahnen propagierten Platzersparnis ruhig noch hätte etwas weiter gehen können in Richtung auf eine maßstäbliche Länge. Hier gegen spricht zwangsläufig der zu enge Radius des Gleissystems. Als neue Standard-Länge für 26,4-Meter Wagen der DB wählte ROKAL 1966 das Maß von 176 mm - maßstäblich wären 220 mm.


D-Zugwagen A4üm (01255)


Reisezug-Gepäckwagen D 4üm (01256)


D-Zug-Schlafwagen WLABüm (01257)

Die nunmehr z.T. gestempelte Beschriftung ist nicht nur reichhaltiger, sondern feiner und kleiner geworden. Gut detailliert sind auch die seitlichen Schürzen sowie die Stirnseiten; außerdem haben die Wagen nunmehr endlich richtige Puffer. Bei den Drehgestellen ist man im Hinblick auf die zusätzlichen Ballastplatten von der Metallausführung abgegangen (zugunsten einer besseren Detaillierung in Kunststoff).

Für diese neuen Wagen, der vierachsige Schnellzugwagen 1. Klasse, der vierachsige Reisezug-Gepäckwagen und der vierachsige D-Zug-Schlafwagen) der Deutschen Schlafwagen Gesellschaft (DSG) wurde ein gesonderter Beleuchtungssatz geliefert, der anstelle der Ballastplatte in den Wagen eingesetzt werden konnten. Die Stromabnahme von den Achsen erfolgt durch feine, etwa 2 mm breite Federchen. Außerdem gab es auch noch einen Schlusslichteinsatz, bei dem die Wagenbeleuchtungs-Lämpchen gleich mit als Schlusslichtquelle herangezogen werden. Die Wagenunterseiten wiesen erstmals gewisse Nachbildungen der Vorbild-Details auf. Ingesamt gesehen stellten die Wagen jedoch zweifellos einen Fortschritt dar.

Die beiden Lämpchen für die Innenbeleuchtung der D-Zug-Wagen sind auf einer (zwecks besseren  Lichtreflexion) weiß lackierten Ballastplatte montiert, die ggfs. Gegen die normale schwarze (vorn  im Bild auszuwechseln ist und gleichzeitig die elektrische Verbindung zwischen den beiden Lämpchen herstellt. Die Stromabnahme erfolgt über Kontaktfederchen, die auf den Drehzapfen-Schrauben aufliegen.

Der dreiachsige Kranwagen war die gut gelungene Nachbildung eines DB-Dieselkrans für 6 t Tragkraft, der von der Firma Krupp-Ardelt gebaut wurde. Das Modell war voll beweglich, d. h. der Kran kann seitlich gedreht und der Ausleger sowie der Kettenzug gehoben bzw. gesenkt werden. Zur Betätigung der Hub- und Senkmechanik wurde eine kleine Kurbel beigegeben. Das Fahrzeug war verhältnismäßig schwer, so dass auch im Modell tatsächlich gewisse Lasten ohne Kippgefahr angehoben werden konnten. Die bei den Überstell- fahrten erforderliche Auslegerstütze zum Einsetzen in einen Niederbordwagen wurde ebenfalls mitgeliefert.

DEA Kesselwagen (00307)

Bei den vierachsigen Kesselwagen kam eine neue Version mit „DEA“ Beschriftung hinzu. Auf Basis dieser Kesselwagen entstanden durch ROKAL-Freunde ab den 1990er Jahren weitere Varianten in Eigenbau.

 

Die ebenfalls neue elektrische Bahnschranke bestehend aus 2 Schrankenteilen mit Warnkreuzen, Geländer und Anschlusskabel konnte mit dem Schalter-Element 01682 betätigt oder mit den Kontaktschienen 02112 vollautomatisch betrieben werden. Vollautomatisch betrieben schlossen die Schranken selbsttätig, wenn ein Zug die Kontaktschienen berührte. Nachdem der Zug die Kontaktschienen verlassen hatte, hoben sich die Schranken wieder automatisch. Bei vollautomatischem Betrieb musste darauf geachtet werden, dass die Schranke und der Fahrregler für die Lok an getrennte Stromquellen angeschlossen war.

Kritik von den Fachleuten kam hinsichtlich der an sich netten und brauchbaren Bahnschranke dahingehend, als dass das Aussehen durch die beiden "voluminösen" Antriebskästen sehr stark beeinträchtigt wird, sollte es "Bastlern" nicht gelingen, diese "glaubwürdig" zu tarnen.


Ausschnitt aus der ROKAL-Messeanlage von 1966


ROKAL-Schauanlage in einem Spielwarengeschäft in Lobberich 1966

1. Weltausstellung des Verkehrs '65

Der Niedergang

 

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Die Geschichte der ROKAL-TT Modelleisenbahn, Manfred Albersmann

ROKAL-Katalog 21D, ROKAL-Freunde Lobberich

Die Geschichte und Produktion der ROKAL-Werke Lobberich, Hans-Georg Heymanns und Dieter Cordes

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