Test in der Zeitschrift "DEUTSCHE MARK" vom 16. November 1962

Die Zeitschrift "DEUTSCHE MARK" prüfte im Jahre 1962 die auf dem Markt vertretenen Spielzeugeisenbahnen. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift "DM Test", Ausgabe Nr. 24, vom 26.11.1962, veröffentlicht worden. Getestet wurden die Firmen ARNOLD, BUB, FLEISCHMANN, HAMO, HWN, KLEINBAHN, LILIPUT, LIMA, MÄRKLIN, MECCANO-HORNBY, PIKO, POCHER, RIVAROSSI, ROKAL, TESMO, TRIX und KEIM.

Der Vollständigkeit halber die Ergebnisse für die ROKAL Bahn:

Vorteil: Sehr einfach aufgebaute Gleichstrommotore. Gutes Anzugsmoment bei niedrigen Drehzahlen. Betriebssicher, wenig störanfällig. Es können sehr niedrige Geschwindigkeiten gefahren werden. Die Fahrtrichtung wird durch einfaches Drehen des Reglerhebels am Fahrpult geändert. Sehr gute Lösung für sicheres Rangieren. Bei einfachen Gleisanlagen ohne Kehrschleifen einfacher elektrischer Aufbau.

Nachteil: Kontaktabgabe auf die Räder störanfällig. Weißblechschienen sind anfällig gegen Korrosion. Maschinen bleiben öfters stehen. Bei Kehrschleifen, Gleisdreiecken und Verbindungsgleisen ist Vorsicht geboten. Gleisabschnitte müssen getrennt und durch Weichen umgeschaltet werden. Größere Anlagen sind nur mit elektrotechnischer Erfahrung aufzubauen.

Aufbaumöglichkeit: ROKAL fährt als einzige Marke auf TT-Spur = 12 mm. Eine Kombination mit anderen Systemen ist unmöglich. Die Ausbaumöglichkeit ist auf das eigene System beschränkt. Das Lieferprogramm genügt durchschnittlichen Ansprüchen. Bei Kauf in Versand-, Kauf- und Discount-Häusern ist der Kundendienst nicht immer zufriedenstellend.

Schienen: Die Fahrschiene besteht aus hohlem Blechprofil. Der Unterbau ist aus leicht zerbrechlichem Kunststoff. Das Gleis lässt sich für Steigungen ausreichend biegen. Die Montage ist einfach. In montiertem Zustand ist der Gleisaufbau stabil. Das Gleis ist nicht trittsicher. Es werden zwei verschiedene Radien und vier verschiedene Längen angeboten. Das ROKAL Gleis ist beim Befahren leise. Die modellgetreue Nachbildung ist gut.

Weichen: Die ROKAL Weiche ist sehr betriebssicher. Nach 100.000 Schaltungen funktionierte sie noch einwandfrei. Die Kontaktabgabe beim langsamen Durchfahren ist mittelmäßig. Die modellgetreue Nachbildung lässt zu wünschen übrig. Die Entkupplungsschiene funktioniert sehr sicher. Die Schaltbrücke ist zu schmal; eine Signalmarkierung fehlt.

Schaltpulte: Die Pulte besitzen Stellwerk-Kippschalter. Die Richtung der geschalteten Weiche ist am Schaltpult nicht sicher zu erkennen. Der Aufbau von Gleisbild-Stellwerken ist unmöglich.

Transformatoren: Transformatoren besitzen SEV-Zeichen (Schweizer Elektrotechnischer Verein), doppelte Schutzisolation, Kurzschlusssicherung spricht gut an. VORTEIL: Transformator und Fahrregler mit Gleichrichter sind getrennt. Beim Wechsel der Fahrtrichtung muss über Null geschaltet werden. Zum Rangieren sehr günstig.

Waggons: Die ROKAL Waggons sind aus Kunststoff gefertigt. Nicht immer modellgerechte Ausführung. Als Kinderspielzeug ist das Material stabil genug.

Lokomotiven: Kontaktabgabe über die Räder. Die Räder müssen sehr sauber gehalten werden. Durchschnittlicher Bürstenverbrauch etwa 100 Stunden. Nach 150 - 200 Stunden waren die Haftreifen noch in Ordnung. Die Reparaturmöglichkeiten sind im Allgemeinen gut.

Gesamturteil: Vorteil des Systems ist Platzersparnis. Es wird immer etwas mehr als die halbe Fläche der H0-Anlagen benötigt. Qualität und Betriebssicherheit lassen etwas zu wünschen übrig. Die Ausbau- möglichkeit beschränkt sich auf das eigene System und genügt durchschnittlichen Ansprüchen. Verhält- nismäßig teuer. Als Kinderspielzeug werden bei größeren Anlagen schon einige elektrotechnische Kenntnisse verlangt. Noch empfehlenswert. Für Modelleisenbahner wenig empfehlenswert.

Natürlich ist das Testurteil gewertet nach dem allgemeinen technischen Stand dieser früheren Zeit. Insgesamt lag ROKAL etwa im ersten Drittel. Der größte Teil der geprüften Fabrikate war in der Nenngröße H0. Von allen Herstellern waren ARNOLD N - 1:160 und ROKAL TT 1:120 ohne Nenngrößenkonkurrenz. Also gab es keinen echten Vergleich. Beide Bahnen waren damals Außenseiter, daher sind die zitierten Testergebnisse nur relativ im Wert. Das wird deutlich, wenn man die übrigen Fabrikate dagegenhält. Bei diesem DM-Test wurde u. a. auch ermittelt, dass zum Beispiel FLEISCHMANN Modelle im Maßstab 1:82 bis 1:88 schwankten. LILIPUT gar zwischen 1:87 und 1:90. MÄRKLIN lag zwischen 1:87 und 1:89. Bei TRIX lagen die ermittelten Maßstäbe zwischen 1:87 und 1:92, um nur einige Beispiele zu nennen. ROKAL fertigte auch nicht genau im Maßstab 1:120. Der Ursprung dazu rührte aus der ehemaligen Metalldruckgusskonzeption.

Dieses Material lässt ein dünnes Ausspritzen in den Formen zwar zu, ist aber dann sehr bruchempfindlich. ROKAL begann erst Ende der fünfziger Jahre mit Kunststoff bei den Modellen. Die Formen blieben aber die gleichen, ohne Überarbeitung in Bezug auf eine maßstäbliche Anpassung.

Die "Miniaturbahnen" 16/1962 ging u. a. auf den Prüfbericht der Zeitschrift "DM-TEST" ein: "Wenn man den seitenlangen Prüfbericht verfolgt, muss man anerkennen, dass "DM" sich wirklich große Mühe gemacht hat, um einen einigermaßen gültigen Überblick über die einzelnen Fabrikate u gewinnen. Zugegeben - eine ganze Reihe der gewonnenen Erkenntnisse deckt sich durchaus mit den Erfahrungen und Ansichten der Modellbahner, aber gewisse Formulierungen und Bemerkungen lassen erkennen, dass man mit sämtlichen Modellbahnproblemen doch nicht so ganz so vertraut ist, oder sie bewusst unberücksichtigt gelassen hat, die aber die eine oder andere Sache in einem anderen Licht erscheinen ließen." Hinsichtlich der Bemerkungen im Gesamturteil auf die Ausbaumöglichkeiten bezogen, führte die MIBA aus: "Die ROKAL Bahn hat durchaus Ausbaumöglichkeiten und zwar mittels der englischen TT-Triang-Bahn und der ostzonalen Zeuke-TT-Bahn".


"DEUTSCHE MARK" vom 16. November 1962


"DEUTSCHE MARK" vom 13. Dezember 1963

 
Test in der Zeitschrift "DEUTSCHE MARK" vom 13. Dezember 1963

Vor einem Jahr testete DM die wichtigsten sechs deutschen Modellbahnsysteme. Bei ihnen hat sich in der Zwischenzeit nur wenig geändert. DM untersucht diesmal zwölf Anfängerpackungen mit elektrischen Eisenbahnen. Anfängerpackungen enthalten die nötigsten Bestandteile einer fahrbereiten Eisenbahnanlage: Gleise, Lokomotive, zwei oder mehr Wagen und einen Transformator. Damit sollen Kinder spielen: Rangieren, Güterwagen be- und entladen und Züge zusammenkoppeln. Das kann bald langweilig werden. Die Eisenbahn muß deshalb ausbaufähig sein. Mit Gleisen, Signalanlagen und Weichen. Zwei Fabrikate können nur wenig ausgebaut werden, eines überhaupt nicht.

Getestet wurde als ROKAL Anlage die Startpackung prima 101103 (49 Mark). Sie wurde mit empfehlenswert beurteilt, wenn auch die ROKAL-Gleise bemängelt wurden. Die Startpackung boy 01101 (39,80 Mark) wurde als weniger empfehlenswert eingestuft.

Rokal-Tischbahn boy 01101 (mit Transformator) 39,80 Mark

In der Packung sind: Eine Tenderlokomotive mit grünem Kunststoffgehäuse, zwei geschlossene Güterwagen, ein Gleisoval, ein Transformator. Maßstab TT 1:120.

Robuste, sehr einfache, laute Lokomotive mit genügender Zugkraft. Sie hat eine lange Lebensdauer. Wenig Wartung. Die Wagen sind nicht ganz modellgerecht. Sie sind recht stabil. Dächer sind abnehmbar. Wagen können beladen werden. In Kurven können sie nicht angehängt werden. Die Gleise brechen etwas leicht und sind nicht ganz trittsicher. Spurweite 12 Millimeter. Die Schienenverbindungen können sich beim Spielen zu leicht lösen: Zug entgleist. Die Geschwindigkeit kann am Transformator stufenlos eingestellt werden. Weichenanschluß am Trafo ist nicht möglich. Insgesamt: Sehr einfache Ausführung bei Trafo und Lokomotive, Gleise haben Mängel.

Weniger empfehlenswert.

DM schrieb beim letzten Test: Rokal fährt mit Zweileiter-Gleichstrom. Vorteil des Systems ist Platzersparnis. Beschränkte Ausbaumöglichkeit, verhältnismäßig teuer. Als Kinderspielzeug brauchbar.

Rokal-Anlage prima 1 01103 (mit Transformator) 49 Mark

In der Packung sind: Eine beleuchtete Tenderlokomotive mit schwarzem Kunststoffgehäuse, ein Kesselwagen, ein offener und ein geschlossener Güterwagen aus Kunststoff, ein Gleisoval, ein Transformator und Fahrpult. Maßstab TT, 1: 120.

Robuste, einfache Lokomotive mit genügender Zugkraft. Sehr laut. Sie hält lange. Während des Dauertests brauchte sie nur zwei Kohlebürsten und einige Tropfen 01. Die Wagen sind nicht ganz modellgerecht. Sie sind recht stabil. In Kurven können sie nicht angehängt werden, Die Gleise brechen etwas leicht und sind nicht ganz trittsicher. Spurweite 12 Millimeter. Die Schienenverbindungen können sich beim Spielen leicht lösen: Zug entgleist. Die Geschwindigkeit kann am Fahrpult stufenlos eingestellt werden. Weichen und Signalanschluß ist am Fahrpult möglich. Insgesamt. Gute Zugzusammenstellung zum Spielen. Gleise haben Mängel. Noch empfehlenswert.

DM testete Signale und prüfte, was sich bei Weichen und Entkupplungsgleisen geändert hat. Alle diese Zubehörteile wurden in einem Dauerversuch bis 140 000mal geschaltet. DM prüfte außerdem, ob sie bei versehentlich ausgelösten längeren Schaltimpulsen kaputtgehen.

Rokal

Bei Rokal hielten nur die Weichen und ein neues Form-Vorsignal mit großen Spulen 140 000 Schaltungen aus. Die alten Rokal-Formsignale haben zu kleine Spulen. Sie können nur wenig belastet werden und gehen bei längeren Impulsen schnell kaputt.

Die Weichen vertragen auch lange Impulse. Züge können Weichen nicht sehr langsam überfahren, ohne stehen zu bleiben. Rokal hat zwei Formhaupt- und -vorsignale, ein Lichthaupt- und -vorsignal. Sie sind nicht gut gestaltet. Für Lichtsignale ist Zugbeeinflussung nur durch einen besonderen Schalter möglich, für Formsignale nur über einen anderen Schalter in Verbindung mit einer Weiche. Nur einfache Lichtsignalschaltungen sind für Anfänger verständlich. Für kompliziertere Schaltungen braucht man elektrotechnische Kenntnisse. Kaputte Birnchen sind beim Lichtsignal schlecht auszutauschen.


Rokal-Tischbahn boy 01101


Rokal-Anlage prima 1 01103

ROKAL-Fernbdienungs-Bausteine

Die Situation ab 1962

 

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Die Geschichte der ROKAL-TT Modelleisenbahn, Manfred Albersmann

ROKAL-Katalog 21D, ROKAL-Freunde Lobberich

Die Geschichte und Produktion der ROKAL-Werke Lobberich, Hans-Georg Heymanns und Dieter Cordes

Als PDF Dokument steht die Geschichte der ROKAL-TT Modelleisenbahn zum Lesen am Bildschirn bereit.